- > "Gesundes Bauen"
- > Forschung und Lehre
- > Diskussionsseite
- > Trichloramin - Stickstofftrichlorid und Chlorprodukte allgemein
Trichloramin - Stickstofftrichlorid und Chlorprodukte allgemein
siehe auch Natriumhypochlorit
Trichloramin
Synonyme:
Chlorstickstoff
Stickstofftrichlorid
CAS 10025-85-1
Stickstofftrichlorid ist eine chemische Verbindung, die zur Gruppe der Stickstoffhalogenide und Chloramine gehört.
Da es sich hier nicht um einen aus Bauprodukten emittierenden Raumschadstoff handelt, kennen wir derzeit dafür keine gesetzlichen Richtwerte, Orientierungswerte für Innenräume.
Untersuchungen gab es zu den gesundheitltichen Auswirkungen von Trichloramin in der Hallenbadluft:
Zum Schutz vor Reizwirkungen schlägt die Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte deshalb vor, in Anlehnung an die geplante Schweizer Regelung den technisch möglichen Standard von 0,2 mg Trichloramin/m3 einzuhalten. Dieser Wert wird durch den toxikologischen und epidemiologischen Kenntnisstand gestützt. Umweltbundesamt
In einem Presseartikel warnte 2011 die "Welt" unter Berufung auf das Umweltbundesamt vor "Asthma durch Babyschwimmen" bei erhöhten Trichlorminbelastungen.
Umfangreiche Recherchen führte Dr. Christina Schmal im Zuge ihrer Dissertation
"Oft wird die Exposition mit Trichloramin als Ursache für die Reizung von Augen und des oberen Atmungstrakts (Massin et al. 1998), für den Anstieg verschiedener Biomarker in der Lunge und für die Entwicklung von Asthma vorgeschlagen (Bernard et al. 2006). Hery et al. 1995 fanden, dass Beschwerden bei Bademeistern und Schwimmlehrern ab einer Konzentration von 0,5 mg/m3 NCl3 in der Atmosphäre von Hallenbädern auftraten"
Auch daraus lassen sich aber keine ausreichenden toxikologisch begründeten Richtwerte ableiten, feststeht jedenfalls die
sensibilisierende und reizende Eigenschaft von Chlorstickstoff (Trichloramin),
die unabhängig von noch fehlenden gesetzlichen Grenzwerten für Menschen mit geschwächtem Immunsystem ein wesentliches Problem darstellen können.
Grundsätzliche Aussagen zu
Bei großflächigem Einsatz von Chlorstickstoff beispielsweise an Fassaden sind jedenfalls die Hausbewohner aufzufordern, Fenster und Türen möglichst geschlossen zu halten", bei besonderer Sensitivität nach Möglichkeit sich vorübergehend möglichst ein Ausweichquartier zu suchen.
Schwimmbäder:
Chlor und Harnstoff reagieren im Wasser zu Trichloramin. In Hallenbädern wird Trichloramin als „Schwimmbadgeruch“ wahrgenommen.
Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte des Umweltbundesamtes hält einen Wert von 0,2 mg/m3 Trichloramin in der Hallenbadluft für toxikologisch unbedenklich. Daher beabsichtigt das Umweltbundesamt (UBA) das technische Regelwerk im Bäderwesen zu ändern. Es ist eine maximal zulässige Trichloramin-Konzentration in der Hallenbadluft von weniger als 0,2 mg/m3 vorgesehen. Unterstützung erhält das UBA von der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Umweltmedizin der Gesellschaft Pädiatrischer Allergologie (GPA). Textquelle: Allum
Weitere Literaturhinweise:
Trichloramin in Schwimmbädern (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung)
Gesundheitliche Bewertung von Trichloramin in der Hallenbadluft (Umweltbundesamt)
Trichloramin in der Schwimmhallenluft (Bundesinstitut für Sportwissenschaft)
Der Stoff wird aber auch freigesetzt beispielsweise beim Einsatz von Desinfektionsmaßnahmen, hier unter anderem bei der
"Reinigung von Fassaden".
(Zitat eines Fassadenreinigers in einem Reklamationsfall: Auf der Fassade kann es zudem vorkommen, dass der Inhaltsstoff zusammen mit dem Verschmutzungen eine chemische Reaktion eingeht, und sich zum Beispiel Trichloramin bildet. Dieses Trichloramin ist für den typischen „Chlorgeruch“ verantwortlich. Auf Trichloramin reagieren die Menschen sehr
unterschiedlich. Für einige ist es ein unangenehmer Geruch weil sie ihn bewusst, oder
unbewusst mit „Chlor“ assoziieren.)
Bei großflächiger Anwendung kann es dabei auch zu massiver Belastung der Innenräume kommen, vor allem bei sommerlicher Anwendung und offenen Fenstern.
Siehe dazu auch Innenraumbelastungen durch Fassadenprodukte
"Einige Hinweise zur Dosis-Wirkungsbeziehung liegen aus neueren Tierversuchen vor. In Versuchen an Mäusen wurde für die sensorische Reizwirkung im Atemtrakt ein RD50-Wert (Konzentration, bei der die Atemfrequenz auf 50% abgesunken ist) von 2,5 ppm (12,3 mg/ m3) bestimmt.
Er lag in gleicher Größenordnung, wie der für Chlor bestimmte Wert. Jedoch löste NCl3 die maximale Reaktion schon nach 10 min Expositionszeit aus, während Chlor erst nach 45 - 60 min den maximalen Effekt erzielte. Auf der Basis dieser Daten wurde von den Untersuchern vorgeschlagen, für NCl3 einen Kurzzeitgrenzwert von 0,3 ppm (1,5 mg/m3) festzusetzen.
Die Wirkung höherer Konzentrationen wurde in einem Versuch an Ratten geprüft, die 1 Stunde gegenüber 58 - 157 ppm NCl3 exponiert waren. Konzentrationsabhängig zeigten die Tiere nach kurzer Zeit Reizung der Augen, massiven Tränen- und Speichelfluß, Schnappatmung, Inaktivität, seltener krampfartige Bewegungen und Absonderungen aus der Nase. Während die niedrigste Konzentration überlebt wurde, verendeten alle Tiere der höchsten Dosisgruppe. Die Autopsie ergab deutliche Lungenschäden (Lungenödem), Aufblähung des Magens, teils auch Veränderungen an anderen inneren Organen. Insgesamt entsprachen die Effekte denen eines Lungenreizstoffes wie Chlor. Die 1 h-LC50 lag bei 112 ppm (ca. 550 mg/m3). Quelle: Gestis Stoffdatenbank"
Fassadenreiniger auf Chlorbasis
Offensichtlich gibt es aber auch (ebenso wie in der Vergangenheit gerne verwendete "Haushaltsreiniger auf Chlorbasis") auch Fassadenreinigungsmittel, die - mit der Bezeichnung - ökologisch - werben, und unterrscheidliche Mengen von "Chlor" enthalten:
Chlor, auch E 925: CAS: 7782-50-5
Gefahrenhinweise - H-Sätze: |
H270: Kann Brand verursachen oder verstärken; Oxidationsmittel. |
VORSICHT!
Man sollte niemals chlorhaltige Putzmittel gemeinsam mit Säuren oder sauren Reinigern, wie zum Beispiel WC-Reiniger oder Entkalker benutzen oder mischen! Chlorreiniger in Kombination mit säurehaltigen Reinigern bildet Chlorgas, welches in höchstem Maße giftig ist. Im schlimmsten Fall kann das freigesetzte Chlorgas sogar tödlich sein. Da Chlorgas darüberhinaus schwerer als Luft ist, sinkt es auf den Boden und kann im Falle von Bewusstlosigkeit dazu führen, dass eine am Boden liegende Person erstickt.
NATRIUMHYPOCHLORIT GREIFT DIE UMWELT AN
Natriumhypochlorit in Verbindung mit organischen Materialen wie beispielsweise Fett kann organische Halogenverbindungen bilden. Diese sind nur sehr schwer biologisch abbaubar und stellen somit eine große Belastung für die Umwelt dar. (Chlorreiniger.de)
Natriumhypochlorit, Chlorbleichlauge
Synonym:
Chlorbleichlauge
CAS 7681-52-9
Stoffgruppe:
122200 Natriuumverbindungen
133230 Hypochlorite, Chlorite, CHlorate, Perchlorate
Dieser Stoff wird (kennzeichnungspflichtig) bei Fassadenreinigern eingesetzt und kann zur Bildung von Trichloramin führen.
Zitat zu Natriumhypochlorit:
Für den Menschen ist über schwere Atemwegsreizungen beim Umgang mit NaOCl-haltigen Reinigungslösungen berichtet worden. In allen Fällen waren jedoch sauer reagierende Chemikalien zugesetzt worden, so dass von einer Chlorgas-Freisetzung auszugehen war. [7733]
Auch die orale Toxizität wird aufgrund der lokalen Wirkung des Hypochlorits weniger von der Dosis als von der Konzentration der Lösung bestimmt.
Stechender Geruch
Gefahrenhinweise - H-Sätze:
H290: Kann gegenüber Metallen korrosiv sein.
H314: Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.
H400: Sehr giftig für Wasserorganismen.
H411: Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung.
Quelle: Gestis Stoffdatenbank
Zitat eines Herstellers:
Auf der Fassade kann es zudem vorkommen, dass der Inhaltsstoff zusammen mit den Verschmutzungen eine chemische Reaktion eingeht, und sich zum Beispiel (!) Trichloramin bildet.
Zu weiteren möglichen Reaktionen fehlen uns leider ausreichende Informationen der Hersteller und Forschungsergebnisse.
Aussagen zu Chlor allgemein
"Chlor ist ein äußerst aggressives und für den Menschen und die belebte Natur hoch toxisches Element. Hervorzuheben ist seine stark oxidierende und halogenierende Wirkung, bei Kontakt mit anderen anorganischen oder auch organischen Stoffen. Dieses sehr reaktive Verhalten ist auf die Elektronenkonfiguration des Chloratoms zurückzuführen: Das Element besitzt sieben Elektronen auf seiner äußeren Hülle (Schale) und, es bedarf nur der Aufnahme eines weiteren Elektrons, um diese Schale in die energetisch günstigste Konfiguration eines Edelgases, mit acht Elektronen, auf der äußeren Hülle zu bringen." Quelle
Es handelt sich hier um die Wiedergabe von uns zur Verfügung gestellten Informationen – Korrekturwünsche werden nach Möglichkeit umgehend berücksichtigt, für die Meldung von sachlichen Fehlern und nicht funktionierender Links sind wir dankbar.
Disclaimer und Datenschutz-Hinweis