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PFAS, PFC (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen)
Was sind PFC (PFAS)?
Umweltbundesamt warnt: Kinder und Jugendliche haben zu viele PFAS im Blut"
"Kinder haben zu viele PFAS Chemikalien im Blut" (MDR, 06.07.2020)
"Kinder haben zu viele Chemikalien im Blut" (NTV 06.07.2020)
"Viele Kinder haben laut Studie zu viele Chemikalien im Blut" (Welt, 06.07.2020)
Für unsere Zusammenfassung Gütezeichen für Bauprodukte und Gebäude sind wir derzeit dabei, verschiedene Label- Vergabestellen zu befragen, in welchem Ausmaß PFAS bei ihren Produkt-Bewertungen einfließen.
PFC ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien – auch bekannt als PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) oder PFT (perfluorierte Tenside). Diese Stoffgruppe umfasst mehr als 3000 verschiedene Stoffe. PFC kommen nicht natürlich vor. Chemisch gesehen bestehen die organischen Verbindungen aus Kohlenstoffketten verschiedener Längen, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Am häufigsten werden perfluorierte Carbon- und Sulfonsäuren sowie deren Vorläuferverbindungen verwendet. Als Vorläuferverbindungen werden Stoffe bezeichnet, die zu diesen persistenten perfluorierten Stoffen abgebaut werden können.
Aufgrund unterschiedlicher chemischer Eigenschaften werden PFC in langkettige und kurzkettige PFC unterteilt. Als kurzkettige PFC gelten beispielsweise perfluorierte Carbon- und Sulfonsäuren (sowie entsprechende Vorläuferverbindungen) mit weniger als sieben beziehungsweise sechs perfluorierten Kohlenstoffatomen. (Umweltbundesamt)
Zitat "ökologisches Baustofflexikon":
"PFOS (Perfluoroctansulfat) gelten als krebserzeugend beim Menschen... Einsatzgebiete sind Textilien, textile Bodenbeläge, Ledermöbel, Papier, Verpackungen, Anstrichstoffe, Reinigungsmittel..."
Auswahl wichtiger perfluorierter Verbindungen:
Aufgrund ihrer thermischen und chemischen Stabilität, ihrer Beständigkeit gegenüber UV-Strahlung und Verwitterung sowie der schmutz-, farb-, fett-, öl- und wasserabweisenden Eigenschaften fanden PFOS-Verbindungen in einer Vielzahl von Industrie- und Konsumprodukten Anwendung. Im Gegensatz zu PFOS werden PFOA-Verbindungen im Wesentlichen nur als Prozessierungshilfe (Emulgatoren) in der Herstellung von Fluorpolymeren eingesetzt. Eine Verunreinigung der Umwelt ist somit insbesondere durch Emissionen während des Herstellungsprozesses und als Verunreinigung in Polymeren sowie anderen Anwendungen zu befürchten.
Die vorgenannten Substanzen lassen sich in vielen Umweltmedien und Organismen nachweisen und sind aufgrund ihrer Persistenz und Akkumulation teilweise verboten. Vor diesem Hintergrund werden verstärkt Ersatzprodukte entwickelt und eingesetzt. Eines ist das sogenannte ADONA (Ammoniumsalz der Perfluor-4,8-dioxa-3H-nonansäure; siehe Abbildung 1D), das anstelle von PFOA als Prozessierungshilfe im Rahmen der Fluorpolymerproduktion eingesetzt wird. (LGL Bayern)
Wo komme ich mit PFC in Berührung?
Eingesetzt werden die Stoffe i unter anderem - dies vor allem auch auf Grund ihrer "schmutzabweisenden" aber auch antistatischen Eigenschaften in Bodenbelägen, Teppichen, aber auch in Kunststoffrohren - unter anderem für die Automobil, Luft und Raumfahrtechnik. (Beispiel: "Aptubing.com")
PFBS - Einsatz als Antistatikum: reach BW PFBS (Punkt 2: Informationen zur Anwendung)
PFAS finden sich auch in Antibeschlagmittel für Brillen.
PFAS erkennen:
Die Inhaltsstoffe von Antibeschlagmitteln werden leider oftmals nicht auf der Verpackung, auf der Angebotsseite im Internet oder im Beipackzettel aufgelistet. Ohne diese Informationen können Verbraucher jedoch nicht erkennen, ob es sich um ein schadstoffhaltiges Produkt handelt oder nicht. Fehlen solche Angaben, sollten Kunden die Nebelkiller für Brillengläser nicht kaufen.
Wenn in der Liste der Inhaltsstoffe der Namensbestandteil „-fluor“ oder „-fluoro“ auftaucht, sind wahrscheinlich PFAS enthalten. Auch Begriffe wie „hydrophob“ oder „wasserabweisend“ in der Beschreibung können ein Hinweis auf PFAS sein.
• Allergiker sollten besonders achtsam sein: Wasserhaltige Antibeschlagmittel können außerdem Konservierungsstoffe enthalten, die teilweise Kontaktallergien hervorrufen. Menschen, die darauf bereits allergisch reagiert haben, sollten in jedem Fall die Inhaltsstoffe mit ihrem Allergiepass vergleichen. Denn Teile der behandelten Brille berühren schließlich längere Zeit die Haut.
PFC finden wegen ihrer besonderen Eigenschaften – wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch stabil – in vielen Verbraucherprodukten wie Kochgeschirr, Textilien und Papier Anwendung.
Der Textilindustrie kommen vor allem die wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften zugute. So werden PFC gern in Outdoor-Kleidung und Arbeitskleidung eingesetzt und die PFC-haltigen Imprägniermittel helfen, dass auch nach mehrmaligem Waschen diese Eigenschaften in den Textilien bestehen bleiben. Auch im Heimtextilbereich werden PFC für schmutzabweisende Teppiche verwendet.
Die gleichzeitig fett- und wasserabweisenden Eigenschaften werden außerdem in der Lebensmittelverpackungsindustrie geschätzt und somit kommen PFC beispielsweise in Pappbechern oder Pizzakartons zum Einsatz.
Bei der Herstellung von Fluorpolymeren wie zum Beispiel Polytetrafluorethylen (PTFE) werden PFC als Hilfsmittel verwendet, so dass Spuren dieser Verbindungen im fertigen Produkt, wie antihaftbeschichtetem Kochgeschirr, enthalten sein können.
Weitere (und nicht vollzählige) Anwendungsgebiete der PFC sind:
- Feuerlöschschäume
- Wachse/Schmiermittel (z.B. Skiwachse)
- Pestizide
- Baustoffe (z.B. Wetterschutzfarben und – lacke, zum Schutz vor Verschmutzung von Häuserfassaden)
Flüchtige PFC, zum Beispiel aus Imprägniersprays verteilen sich über Luftströmungen in die Atmosphäre. PFC können auch an Partikel adsorbieren und so über weite Strecken in der Luft transportiert werden. Über Niederschlagsereignisse gelangen PFC wiederum in Boden und Oberflächengewässer.
Der Mensch nimmt PFC hauptsächlich über die Nahrung oder über verunreinigtes Trinkwasser auf. Auch erhöhte Konzentrationen von PFC in der Innenraumluft, beispielsweise durch Teppiche mit schmutzabweisender Ausrüstung, tragen zur PFC-Belastung des Menschen bei.
"Teppich
Sieht nach Naturfasern aus, und das stimmt auch. Hilft aber alles nichts, denn die schmutzabweisende Beschichtung wird mit Hilfe von PFC erzeugt.
Was tun?
Wenn du keine PFC zu Hause in deiner Luft haben möchtest, solltest du im Laden nach PFC-freien Teppichen fragen. Und falls du nachimprägnieren möchtest, sollte das Imprägnierspray natürlich auch PFC-frei sein!" https://www.umweltbundesamt.de/pfc-planet
Bedauerlich allerdings, dass der Händler kaum weiss, ob der Teppich PFC frei ist!
Die Hersteller sind in der Regel nicht bereit sind, wirklich umfassende Schadstoffprüfberichte zur Verfügung zu stellen, Label Vergabestellen teilweise zwar "Ausstattungen wie antibakteriell, schmutzabweisend, antistatisch" verbieten", sich aber mit Herstellererklärungen zufrieden geben, anstatt glaubwürdige Prüfberichte einzufordern oder selbst entsprechend zu prüfen! Dies gilt im übrigen nicht nur für Teppiche, sondern auch für auch für zahlreiche andere Bodenbeläge!
Ein Nachweis wäre im Rahmen der Laboranalytik jederzeit möglich (Verfahren HPLC-MS/MS DIN 38414-S14)!
Zusammenfassung
Einsatzbereiche für fluorierte Polymere sind:
• Beschichtungen von Textilien, Papier, Karton, Leder
• Sprays zur Oberflächenimprägnierung
• Beschichtung von Kunststoffen: Kaffeebecher und Einmalgeschirr aus Polystyrol
• Oberflächenbeschichtungen, Lacke, Polituren
• UV-härtende Beschichtungen
• Antibeschlagmittel für Brillen
Auch als Zusatzstoffe oder Hilfsstoffe können fluorierte Polymere, zum Beispiel in Form feinverteilter Partikel eingesetzt werden:
• Oberflächenglättung und Glanz für Farben und Beschichtungen
• Netzmittel für Wachse, Polituren, graphische Anwendungen
• Antischaummittel
• Antikleb- und Hautschutzwirkung bei Lippenstiften, Cremes, Haar-Conditioner (Auszug aus Studie des BUND)
Siehe dazu auch:
EGGBI- mögliche Schadstoffe in Bodenbelägen
Deutsche Umwelthilfe: "Keine Schadstoffe in Teppichböden"
Endverbraucherprodukte im Textilbereich
Endverbraucherprodukte für den Textilbereich sind vor allem Sprays zur nachträglichen oder auffrischenden Imprägnierung und sogenannte „Wash-Ins“, Zusätze für die Imprägnierung in der Waschmaschine.
Eine umfangreiche Auflistung konkreter belasteter Produkte bietet der BUND in seiner "Fluorstudie (Kapitel 4)
Gesundheitliche Folgen an Hand einiger Beispiele
Perfluoroctansäure (PFOA)
Pentadecafluoroctansäure
CAS: 335-67-1
"PFOA wird als Ursache einiger gesundheitlicher Probleme beim Menschen vermutet, wie hohe Cholesterinwerte, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Hodenkrebs, Nierenkrebs und schwangerschafts-induzierter Bluthochdruck. Tierversuche zeigten außerdem nachteilige Entwicklungsstörungen. Für den wissenschaftlichen Beirat der US-EPA gibt es „Hinweise auf mögliche Karzinogenität, die aber nicht ausreichen, um das karzinogene Potenzial zu beurteilen“. In der Europäischen Union wird PFOA rechtsverbindlich als krebserzeugend (Kategorie 2) und reprotoxisch (Kategorie 1B) eingestuft."
PFOA wird als „besonders besorgniserregender Stoff" (SVHC = Substance of Very High Concern) angesehen. Es wird als persistente, bioakkumulative und toxische Substanz („PBT“) eingestuft, da es sich in der Umwelt anreichern und in Organismen bioakkumulieren kann. Dies führt dazu, dass kein sicheres Expositionsniveau festgelegt werden kann. Daher sollen die Emissionen von PFOA minimiert werden.
Gefahrenhinweise - H-Sätze: |
H302+H332: Gesundheitsschädlich bei Verschlucken oder bei Einatmen. |
Perfluordecansäure (PFDA)
CAS: 335-76-2
Nonadecafluordecansäure
Perfluordecansäure
Nonadecafluorcaprinsäure
Perfluorcaprinsäure
Gefahrenhinweise - H-Sätze:
H301: Giftig bei Verschlucken. |
|
Perfluorbutansulfonsäure (PFBS)
CAS: 375-73-5
Einsatz unter anderem:
Katalysator, Flammschutzmittel, Additiv/Reaktant für Polymerisationsreaktionen, Antistatikum
Oberflächenbehandlung von porösen harten Oberflächen wie z.B. Keramiklfliesen, Beton, Mörtel, Granit, Ton. Schiefer, Kalkstein, Marmor
Textilien, Leder: wasser- und schmutzabweisender Schutz
Kunststoffe: Antistatikmittel
Elektrische und elektronische Erzeugnisse, Kunststofferzeugnisse, Bekleidung, Schuhe und Teppiche.
Gefahrenhinweise - H-Sätze:
H315: Verursacht Hautreizungen.
H318: Verursacht schwere Augenschäden.
H319: Verursacht schwere Augenreizung
H335: Kann die Atemwege reizen.
Es handelt sich hier um die Wiedergabe von uns zur Verfügung gestellten Informationen – Korrekturwünsche werden nach Möglichkeit umgehend berücksichtigt, für die Meldung von sachlichen Fehlern und nicht funktionierender Links sind wir dankbar.
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