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Textilien - Schadstoffe in Kleidung, am Arbeitssplatz
Vor allem Mitarbeiter im Textilhandel klagen häufig über "stark belastende chemische" Gerüche, am Arbeitsplatz, erst in den letzten Jahren summieren sich die Erkenntnisse, dass es sich bei diesen Gerüchen teils um hochtoxische Stoffe handelt, die teilweise sogar als krebserzeugend eingeschätzt werden.
Es handelt sich um Inhaltsstoffe mit vielfachen unterschiedlichen - stark beworbenen Eigenschaften wie schmutzabweisend, antistatisch, bakterientötend, wasserabweisend...
und wir finden diese Stoffe in vielen Artikeln des Alltags - Kleider, Teppiche, Möbelbezügen, Schuhe, Stofftapeten...
viele dieser Stoffe finden sich in der Folge auch bereits im Blut der Kinder.
Kinder und Jugendliche haben zu viel PFAS im Blut
21 Prozent der Proben über HBM-I-Wert für PFOA – UBA arbeitet an EU-weiter Beschränkung der Stoffgruppe Umweltbundesamt, 2020
Besonders in den Fokus gelangten dabei in den letzten Jahren die sogenannten PFCs (PFAS)
Der Textilindustrie kommen vor allem die wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften zugute. So werden PFC gern in Outdoor-Kleidung und Arbeitskleidung eingesetzt und die PFC-haltigen Imprägniermittel helfen, dass auch nach mehrmaligem Waschen diese Eigenschaften in den Textilien bestehen bleiben. Auch im Heimtextilbereich werden PFC für schmutzabweisende Teppiche verwendet. (Umweltbundesamt 07.08.2018)
PFC = perfluorierte Verbindungen,
mehr Infos dazu:
Gesundheitliche Risiken von PFAS, PFC
Weichmacher und Flammschutzmittel
Vielfach eingesetzt werden auch "Weichmacher" und Flammschutzmittel, die dauerhaft hormonell wirksam sein können.
Nanoprodukte in Textilien
Vor allem Imprägniermittel stellen hier ein hohes Risiko dar, können doch über hier eingesetzte "Nanopartikel" auch die Blut-Hirnschranke überwinden, dabei Schadstoffe transportieren und somit im Gehirn "gespeichert" werden.
Nanosilber in Textilien
Der Einsatzbereich mit den zahlreichsten und wahrscheinlich mengenmäßig auch bedeutendsten Produkten ist das Segment Sport und Gesundheit einschließlich Textilien und Schuhen. Bekannte Marken wie Erima führen Produktlinien, die mittels Nanosilber antibakteriell und geruchshemmend ausgestattet sind. Nano Line von Erima47 beinhaltet Shorts, Tennis-Shirts, Langarmshirts, Tops, Kinder-Poloshirts, Kinderhosen, Handballtrikots, Polyesteranzüge und mehr.
Nanosilber in Weichspülern
Neben bereits ausgerüsteten Textilien sind auch Weichspüler auf dem Markt, die Nanosilber enthalten und dem textilen Gewebe antibakterielle Eigenschaften verleihen sollen. Die Schweizer Firma Firma Nanosys GmbH bietet zum Beispiel unter der Bezeichnung Nano-Kuschel einen „mega Weichspüler mit Nano-Silber“ an.55 Besonders problematisch ist hier die Tatsache, dass die Silberpartikel nicht fest an das Gewebe gebunden sind und beim Gebrauch eingeatmet werden können. Von manchen Herstellern werden diese Produkte speziell für Babywäsche, Unterwäsche und für empfindliche Haut empfohlen." Seite 12 Publikation BUND
Nonylphenolethoxylate (NPR)
"Bei einer Studie von Greenpeace wiesen rund zwei Drittel aller getesteten Textilien in unterschiedlichen Konzentrationen Nonylphenolethoxylate (NPE) auf. Das sind Bestandteile von Waschmitteln, mit denen die Kleidung während der Produktion immer wieder gereinigt wird." (GEO, 2013)
Nonylphenolethoxylate CAS 9016-45-9
H302: Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
H318: Verursacht schwere Augenschäden.
H400: Sehr giftig für Wasserorganismen. Gestis Stoffdatenbank
Biozide in Importprodukten
Ein besonderes Risiko stellen Importprodukte aus Fernost dar.
Nicht nur, dass im Hinblick auf bereit oben erwähnte "Einsatzstoffe" in diesen Ländern oft gesetzliche Rahmenbedingungen fehlen,
auch die Vergabestellen zahlreicher Gütezeichen verlassen sich in den meisten Fällen auf Herstellerangaben und dabei wird auf zahlreiche mögliche Schadstoffe oft überhaupt nicht geprüft,
wenn aber überhaupt geprüft wird, können die Hersteller meist selbst "Proben" auswählen und an die prüfenden Institute einsenden.
Einen sehr umfangreichen "Kriterienkatalog" bietet das Zeichen Öko-Tex.
Transportcontainer als Giftquelle
Für den Transport werden vorwiegend sogenannte Überseecontainer verwendet, die zum Schutz gegen bioziden Befall mit massiven Schadstoffen "vollgepumpt werden" – Mitarbeiter von Textilhäusern kennen den üblen Geruch, der beim Öffnen derart belasteter Kartons ihnen entgegenströmen.
Siehe dazu: "Schadstoffbelastungen bei Importware"
Mehr Infos dazu: "Gift aus Containern gefährdet unsere Gesundheit"
Auflistung der häufigsten Giftstoffe in Textilien
Der Textilhilfsmittelkatalog mehr als 7000 Chemikalien auf, rund 700 werden weltweit mehr oder weniger häufig bei der Herstellung von Kleidung verwendet. Eine kurze Auswahl der wichtigsten und gefährlichsten sowie ihre mögliche schädliche Wirkung auf die Gesundheit:
- Azofarben für stabile Farbigkeit: Krebs
- Dispersionsfarben: Hautallergien
- Trichlorbenzol Farbbeschleuniger: Nieren- und Leberschäden, Nervengift
- Formaldehyd für glatte, knitterfreie Kleidung: Krebs
- Glyxol, ein neuer Ersatzstoff für Formaldehyd: reizt Augen und Haut, kann das Erbgut verändern
- Organozinnverbindungen zum Imprägnieren: stört Hormonhaushalt und das Immunsystem
- Perfluoroktansäure (PFOA) wirkt wasserabweisend: Hoden- und Nierenkrebs, Leberkrebs, Unfruchtbarkeit
- Pentachlorphenol (PCP) schützt Kleidung vor Schimmelbefall auf langen Importwegen: Kopfschmerzen, Krebs, Nervenschäden
- Biozide (etwa Triclosan oder Silber, antibakteriell: zerstören nützliche Hautbakterien, begünstigen im Abwasser die Bildung resistenter Bakterien Textquelle 2017
Mitarbeiter im Textilhandel – Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz
Mitarbeiter im Textilhandel sind einer besonders hohen Dauerbelastung mit den genannten Schadstoffen ausgesetzt – vielfach wird über Kopfschmerzen, Schleimhautentzündungen, Atembeschwerden am Arbeitsplatz berichtet.
In solchen Fällen sollte unbedingt der Betriebsrat "aktiv werden" und entsprechende Raumluftuntersuchungen einfordern.
Solche Raumluftuntersuchen sollten unbedingt durch qualifizierte Fachleute "normgerecht" durchgeführt werden, der Prüfumfang sollte sich vor allem auf alle in Textilien relevante Schadstoffe erstrecken. Erforderlich ist diesbezüglich eine offene Kommunikation und Einbeziehung der betroffenen Mitarbeiter.
Angebot: Kostenlose Bewertung von Prüfberichten
Betroffene sollten in solchen Fällen aber unbedingt dringend einen Arzt (optimal einen qualifizierten Umweltmediziner) aufsuchen und ihn auf die Möglichkeit einer Vergiftung am Arbeitsplatz hinweisen, sowie Aufzeichnungen über die gesundheitlichen Beschwerden führen. (Tagebuch der Beschwerden am Arbeitsplatz)
Empfehlung für den Arbeitgeber
Bei massiven Schadstoffbelastungen reicht es in der Regel nicht, mit zusätzlichen Lüftungsmaßnahmen das Problem aus der Welt zu schaffen.
Mehr Vorsicht bei der Auswahl von Lieferanten beim Einkauf würde aber nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter schützen helfen, sondern vor allem auch dem Konsumenten mehr Sicherheit geben, sich beim Textileinkauf nicht unerwünschte Schadstoffe ins Haus zu holen,
und damit nicht nur die Raumluft auch zu Hause zu belasten,
sondern helfen, auch durch den oft unmittelbaren Hautkontakt von Textilien ein direktes Eindringen dieser Gifte nicht nur über die Atemluft, sondern auch über die Haut zu vermeiden.
Mehr Informationen zum Vorgehen bei Schadstoffbelastungen am Arbeitsplatz
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