- > "Gesundes Bauen"
- > Beratung
- > Neubau- Kauf- Miete- Sanierung
- > Suche der Belastungsquelle für Umwelterkrankte
Suche der Belastungsquelle für Umwelterkrankte
Zusammenarbeit Umweltmedizin- Prüfinstitut
Grundsätzliche Problematik erhöhter Sensitivitäten
ubiquitäre Schadstoffbelastungen
Die Problematik einer Chemikaliensensitivität besteht bedauerlicherweise gerade darin, dass es keine „allgemeine MCS“ gibt- sondern die Sensitivitäten in nahezu allen Fällen sehr individuell auf die unterschiedlichsten - sehr oft auch nichttoxische, häufig völlig „natürliche“ und unverdächtige Stoffe stattfinden können.
Dies betrifft somit auch Stoffe, die natürlich bei einer allgemeinen Raumuntersuchung mit den üblichen (auch völlig "normgemäßen" Messmethoden) nicht gesucht, erfasst – und/ oder bei sehr niedrigen Konzentrationen wegen ihrer grundsätzlichen „Unbedenklichkeit“ auch gar nicht als "Risiko" entsprechend bewertet werden.
Inzwischen wurde die individuelle Sensitivität - im Einzelfall sogar auf „Niedrigstkonzentrationen“ - auch bereits gerichtlich anerkannt.
Bahnbrechendes Urteil zu "Berufskrankheiten"
Umweltmedizinische Bewertung von gesetzlichen Grenzwerten
Bei der "Ursachensuche" in solchen Fällen sollten daher optimal Prüfer und Umweltmediziner gemeinsam auf die Suche gehen.
Anamnese:
Übersichtsarbeit "Klinische Umweltmedizin" und
"Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinie"
Unter anderem geschieht dies in manchen Fällen sinnvollerweise auch bei der Suche nach Unverträglichkeiten mit sogenannten invitro Methoden.
Da sich natürlich die „stofflichen Gegebenheiten“ (Namen der eingesetzten Bauprodukte, Bodenbeläge, Wandfarben oft bereits unbekannt) in jedem Gebäude, jeder Wohnung unterscheiden, können wir lediglich auf einige Stoffe noch hinweisen,
die nur mit „anderer Probenahme“ bzw. auch Analytik als weitere mögliche(!) Verursacher aufgespürt werden "könnten"–
je nach diesen „stofflichen“ Gegebenheiten des Gebäudes, der Wohnung incl. der Einrichtung und Gebrauchsgegegnstände (z.B. PVC Bodenbelag, imprägnierte Heimtextilien, geölte oder lackierte Möbel, alte PAK belastete Parkett oder Teppichkleber, Plastikspielzeug, Latexprodukte… siehe „Gesundheitsrisiken in Gebäuden“)
Solche mögliche, separat zu erfassende Stoffe wären unter anderem Weichmacher, Flammschutzmittel, Isothiazolinone, Essigsäure, PAK, Holzschutz, Pyrethroide, Isocyanate, eventuell auch Schwermetalle, besondere produktspezifische Stoffe bei Lederprodukten oder Gummi, Latexprodukten (z.B. Nitrosamine) Stoffe, die möglicherweise auch nicht aus Baustoffen und Einrichtung, sondern von Gebrauchsgegenständen, Kleidung, Reinigungs- und Pflegemitteln – aber auch beispielsweise in Gewerbegebieten von der Außenluft stammen „können“.
Wie weit hier aus solchen Stoffen Unverträglichkeiten im Individualfall abzuleiten und zuordenbar wären, kann nur ein qualifizierter Umweltmediziner beantworten–
welche dieser Stoffe in Ihrem Umfeld überhaupt – vielleicht auch nur in niedriger Konzentration „möglich“ wären, kann wiederum nur das Prüfinstitut, der Prüfer – unter anderem im Rahmen des Lokalaugenscheins dann abschätzen.
Natürlich zusätzlich zu beachten bei der Wertung ermittelter Einzelstoffe sind mögliche Effekte von Stoffreaktionen untereinander:
Additions- und Kumulationseffekte.
Auch eine Frage der Sekundär-Kontaminierung durch "bereits sanierte" frühere Schadensfälle (häufig bei Wasserschäden) kann nur durch entsprechende Materialuntersuchung definitiv geklärt werden- auch dies kann nur der Gutachter vor Ort abschätzen, ob hier Nachuntersuchungen (z. B. bei "sanierten Schimmelfällen") sinnvoll wären.
Grundsätzlicher Hinweis bei MCS
Bekanntlich reagieren Chemikaliensensitive sehr oft auch auf die unterschiedlichsten Stoffe im Nanogramm/m³ Bereich,
angesichts einer ubiquitären Belastung mit allen möglichen Schadstoffen (Biozide, Weichmacher, Flammschutzmittel u.v.a.) ist es in vielen Fällen auch dem erfahrenen Prüfer/ Prüfinstitut nicht möglich:
- aus gefunden Niedrigkonzentrationen Stoffbelastungen einzelnen Produkten zuzuordnen
- seriös solche Konzentrationen als Ursache von Sensitivitäten zu definieren (kann bestenfalls der Umweltmediziner, wobei auch die sogenannten Invitro- Analyse -Methoden nur eine weiteres wertvolles Hilfsinstrument darstellen, aber keine Garantie der völlig sicheren Beschwerde - Ursachenerkennung bedeuten.)
Siehe dazu auch "ubiquitäre Schadstoffbelastungen"
Vorsicht ist bei der Auswahl von Prüfern geboten -
ein seriöser Anbieter wird hier realistisch seine "Möglichkeiten" angeben,
- Raumluftbelastungen aufzuspüren und mengenmässig zu definieren
- zu versuchen, bei wesentlich erhöhten Werten "verdächtige Materialien" aufzuspüren,
- aber nicht Dinge versprechen, die nur durch nahezu "unbezahlbare" immer weitere Einzeluntersuchungen möglicherweise(!) erreicht werden können.
Die zuverlässige Zuordnung von gesundheitlichen Beschwerden und speziellen Bauprodukten kann aber beispielsweise bei Chemikaliensensitivtät kaum seriös "angeboten" werden - dazu muss vor allem seitens der Umweltmedizin die individuelle Sensitivtät auf die einzelnen Stoffe überhaupt erst festgestellt werden. Suche nach qualifizierten Prüfern
Praktische Empfehlung bei der Belastungssuche
Um den immensen Aufwand einer wirklich umfassenden Untersuchung zu reduzieren, hatten wir in zahlreichen Fällen auch mit einer "einfachen" Methode Erfolg:
Belastungsquelle Wohnung oder Arbeitsplatz
a) Sollten die Beschwerden im Urlaub zurückgehen, so steht der Arbeitsplatz als "Hauptverdächtiger" fest - in diesem Fall sollte mit dem Arbeitgeber gesprochen werden.
b) wenn aber der Arbeitsplatz so als Belastungsursache weitestgehend ausgeschlossen werden kann:
Belastungsquelle Detailsuche in der Wohnung
Sollte der Arbeitsplatz als Belastungsquelle ausscheiden gilt es zu prüfen, ob sich die Beschwerden im Urlaub bei möglichst zweiwöchiger Abwesenheit aus der Wohnung (Urlaubsquartier, Wohnen bei Freunden, Verwandten mit "erträglichen" Verhältnissen) verbessern.
In diesem Fall steht ziemlich sicher die Wohnung als Ursache fest- nun geht es an die Detailsuche.
c) Wenn Sie die räumlichen Möglichkeiten haben, einen Raum (Beginn beim Schlafraum) völlig zu leeren und diesen Raum ausschließlich zum Schlafen (anfangs mit Notbett, nur auf der Matratze) verwenden, können Sie feststellen, ob das Problem in diesem Raum liegt- oder im übrigen Wohnbereich...
d) den Schlafraum nun wieder Tag für Tag mit bisherigem Inventar (zuerst das Not-Bett austauschen) füllen - damit könnte eventuell ein bisher verwendetes Möbelstück, eine Verlegeteppich, Vorhänge, Möbel, Wäsche als Hauptverursacher identifiziert werden
e) in der Folge mit dieser Methode möglichst auch die anderen Räumen "testen".
Wenn es gelingt, so die Belastungsquelle zu lokalisieren, ist es für den Prüfer wesentlich einfacher, den Umfang der nun erforderlichen Schadstoffprüfungen festzulegen,
sofern Sie nicht selbst ein verursachendes Produkt einfach entsorgen können.
Wir wissen, dass diese Methode nicht immer möglich ist - auch nicht immer funktioniert - daher stellt dies lediglich eine unverbindliche Empfehlung dar.
Sollten die Beschwerden erst zu einem bestimmten Zeitpunkt begonnen haben, sollte geprüft werden, was sich damals an/in der Wohnung oder Umgebung geändert hat - beispielsweise auch ein neuer Bodenbelag, Wandfarbe, Möbel, Wasserschaden, aber auch neue Funkmasten, neuer Gewerbebetrieb, neue landwirtschaftliche Landnutzung (Pestizide), Fabrik...
In manchen(!) Fällen (bei manchen Gerüchen) kann auch „schadstoffgeprüfteSchafwolle“ die Gerüche „reduzieren“ – sie ist aber keine grundsätzliche Grantie für eine dauerhafte Verträglichkeit der Wohnung bei Chemikaliensensitivität. http://www.airwool.de/schadstoffsanierung/
Nicht zu unterschätzen sind aber auch Belastungen durch Radon, Elektrofelder - auch hier sollte der Umweltmediziner im Vorfeld feststellen, ob es diesbezügliche besondere Sensitivitäten gibt.
Ubiquitäre Schadstoffbelastungen
Allgemeine Schadstoffbelastungen unserer Umwelt sowohl in der Außenluft als auch in der Innenraumluft stellen dem Baubiologen und Gutachter häufig natürliche Grenzen der "Quellensuche".
Es geht dabei nicht nur um "Schadstoffe", die auch natürlichen Ursprung haben können (z.B. Formaldehyd),
zahlreiche Biozide, Flammschutzmittel, Weichmacher, Schwermetalle und andere Stoffe haben bereits Besitz ergriffen von unserer Nahrung, unserem Wasser und unserer Luft und finden sich im Niedrigsdosisbereich auch vielfach in unserer Innenraumluft.
Für zahlreiche dieser Stoffe gibt es auch gar keine "Innennraumluft- Richtwerte" - die Deutung von Raumluftprüfberichten erfordert daher entsprechende Berücksichtigung dieser "Allgemeinbelastungen".
Beispiele:
PCP:
3.2.1 Unbehandeltes Holz weist Konzentrationen an PCP von unterhalb 5 mg/kg auf [24, 25]. Werte oberhalb von 50 mg/kg lassen auf eine PCP-Behandlung schließen. Holz, das nicht mit Holzschutzmitteln wie "Xylamon", "Xyladecor", "Aidol" oder ähnlichen Produkten behandelt wurde, kann dennoch PCP-Gehalte bis zu 30 mg/kg aufweisen, da bereits bei der Herstellung von Schnittholz und beim Transport der Hölzer PCP zur Verhinderung der Bläuebildung eingesetzt wurde oder da sich das Holz in Wohnräumen in Nachbarschaft zu anderen mit Pentachlorphenol behandelten Hölzern befand.
3.2.2 Innenraumluft Die Atmosphäre gilt als wesentliches Transport- aber nicht als Speichermedium. Die Außenluft weist z. B. in Ballungsgebieten nur eine geringe Immissionsbelastung von weniger als 10 ng/m³ (0,01 µg/m³ ) auf [28]. In der Innenraumluft ist der Nachweis von PCP in Konzentrationen oberhalb von 0,1 µg/m3 mit großer Wahrscheinlichkeit auf die frühere Verwendung von Holzschutzmitteln zurückzuführen [29]. Im Mittel lagen die Konzentrationen an PCP in der Innenraumluft kurz nach einer Behandlung bei 5 µg/m3 und reichten bis 25 µg/m3 (siehe [23, 30-34]), in Einzelfällen bis 160 µg/m3 (siehe [35]). In Wohnungen von Personen, die den Holzschutz selbst ausgeführt haben und die Räume anschließend zu Wohnzwecken nutzten, können möglicherweise Anfangsbelastungen vergleichbar den beruflichen vorgelegen haben [36].
Quelle: Umweltbundesamt (Punkt 3.2.1)
PAK:
In der Umwelt sind PAK ubiquitär verbreitet. PAK mit 3 Ringen verbreiten sich in der Atmosphäre hauptsächlich als Gase, solche mit 4 und mehr Ringen an Staubpartikel gebunden. Über Nass- und Trockendeposition gelangen sie in Gewässer und Böden. PAK können in Luft und Wasser durch UV-Licht abgebaut werden. Der mikrobielle Abbau in Boden und Sediment ist deutlich langsamer.
Aufgrund ihrer Persistenz und ihres Bioakkumulationspotenzials gelten sie als Umweltschadstoffe. Viele PAK sind darüber hinaus toxisch, kanzerogen, mutagen, reproduktionstoxisch und teratogen. (Umweltprobenbank)
Weichmacher:
Weichmacher im Innenraum: Bedeutende Quellen für Weichmacher in der Innenraumluft und im Hausstaub sind Bauprodukte wie Fußbodenbeläge, Handläufe, Tür- und Fensterdichtungen, sofern sie Hart- oder Weich-PVC enthalten, Elektrokabel, manche Möbel, die unter Verwendung phthalathaltiger Kleber oder Farben hergestellt worden sind und Einrichtungsgegenstände, Badewannen- und Duscheinlagen sowie Duschvorhänge. Verbraucherinnen und Verbraucher können versuchen, weitgehend auf mit Weichmachern versetzte Kunststoffe, vor allem auf Weich-PVC, zu verzichten und auf andere Produkte, zum Beispiel aus Polyethylen (PE) auszuweichen. (Quelle Umweltbundesamt)
Das hohe Potential zur Bioakkumulation und die erwartete Langlebigkeit in Sedimenten und im Boden in Zusammenhang mit den hohen Verwendungsmengen gibt jedoch Anlass zur Besorgnis, dass sich DINP und DIDP ubiquitär in der Umwelt ausbreiten.(Quelle Umweltbundesamt Seite 23)
Flammschutzmittel:
Das ubiquitäre Vorkommen zahlreicher Flammschutzmittel in unserer Umwelt ist bereits nachgewiesen. Studie
Zusammenfassung
Eine Zuordnung von vielen Schadstoffen in der Raumluft im Nanogrammbereich ist in vielen Fällen unrealistisch- weil dazu stets zahlreiche "möglichen" Produkte im Gebäude einer umfassenden Schadstoffprüfung unterzogen werden müssten; dies sprengt natürlich in der Regel alle wirtschaftlichen Möglichkeiten Einzelner.
Hilfestellung wäre allerdings, wenn die Hersteller verpflichtet wären, ihre Produkte umfassenauf Emissionen prüfen zu lassen und die Ergebnisse dem Verbraucher zur Verfügung zu stellen. Dies ist aber nur in den wenigsten Fällen derzeit Realität! Kommunikationspolitik von Herstellern